REZENSION von Karin Hahn |
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AUGUST 2007
BELLETRISTIK GELESENE PROSA JUGENDBUCH KINDERBUCH |
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Belletristik Kim Edwards: Die Tochter des Fotografen, Aus dem Amerikanischen von Silke Haupt und Eric Pütz, Gustav Kiepenheuter Verlag, Berlin 2007, 523 Seiten, 19,90 € Wie kann man mit einer Lebenslüge eine unbeschwerte, glückliche Ehe führen? „ Er hatte sie belogen; er hatte ihre Tochter weggeben.“ 1964 beginnt die Geschichte von Norah und David Henry in Lexington, Kentucky und zieht sich über ein Vierteljahrhundert hin. Um es gleich vorweg zu nehmen die schnell geschlossene Ehe zwischen den beiden Hauptfiguren zerbricht im Laufe der Jahre. Als Norah in einer verschneiten Winternacht viel zu früh Wehen bekommt, muss David bei der Entbindung helfen. An seiner Seite ist die gewissenhafte Krankenschwester Caroline Gill, die Klischee oder nicht, in den Arzt verliebt ist. Norah entbindet zwei Kinder: den gesunden Paul und die vom Downsyndrom gezeichnete Phoebe. David lässt seine junge Frau ihr Leben lang in dem Glauben, dass die Tochter nach der Geburt gestorben ist. Krankenschwester Caroline vermag es nicht den Säugling ins Heim für Geistesgestörte zu bringen und entschließt sich, das Mädchen zu behalten. Diese Grundkonstellation bestimmt nun den Verlauf der detailreich erzählten Handlung. In einem Gewebe aus Kindheitserinnerungen verstrikt, versucht David sich im Nachhinein seine schmerzliche Entscheidung zu erklären. Er hatte unter dem frühen Verlust der Schwester, June starb mit 12 Jahren, gelitten. Sein Sohn Paul sollte das nicht erleben. Aber June war auch der Mittelpunkt der armen Familie, die immer wusste, dass die Tochter mit ihrem schwachen Herzen keine lange Lebenserwartung haben wird. David hat sich als Orthopäde einen Namen gemacht, er erhofft sich ein Leben ohne große Komplikationen und zerstört in einer einzigen Nacht sein ganzes Leben, denn Phoebe ist trotz ihres angeblichen Todes in der Familie immer anwesend. Norah denkt sehr oft an ihre tote Tochter und sucht im Alltag nach Ankern, die sie nicht wegdriften lassen. Sie löst sich aus der ehelichen Abhängigkeit, findet als Reisebüroangestellte ihre Berufung und kann doch ihr verlorenes Kind nicht vergessen. Inzwischen kämpft Caroline mit Erfolg für ein lebenswertes Dasein ihrer behinderten Tochter. Der heimliche Kontakt zwischen David und Caroline bricht nicht ab. Erst der Tod Davids führt dann zu einer Entscheidung, die Caroline lang hinausgeschoben hat. Kim Edwarts versucht psychologisch genau ihren Figuren auf den Grund zu gehen. Aber sie erzählt immer zu viel von der Melancholie, die die Protagonisten befällt, von der Zerrüttung der Beziehungen zwischen Norah und David, zwischen Vater und Sohn. Die Widersprüchlichkeit in Charakteren, oftmals einfach Unerklärliches, ignoriert sie und nimmt den Leser brav an die Hand, um jede Regung ihrer Darsteller genau zu sezieren. Sie kann nichts in der Schwebe lassen, weder Gedanken, noch Gefühle oder Sehnsüchte. Und doch wird der Leser unmerklich in diesen komplexen Kokon Familie mit eingesponnen und kann sich erst am Ende des über 500 Seiten starken Romans befreien. Ein guter Unterhaltungsroman doch manchmal ist weniger mehr. |
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