REZENSION von Karin Hahn |
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AUGUST 2007
BELLETRISTIK GELESENE PROSA JUGENDBUCH KINDERBUCH |
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Belletristik Rachel Cusk: Arlington Park , Aus dem Englischen von Sabine Hedinger, Rowohlt Verlag, Reinbek 2007, 320 S., € 19,90 „Darauf, dachte sie, lief alles, lief die ganze Geschichte hinaus, auf diesen Ort von rein materieller Natur, durchströmt von privaten Gedanken.“ Rachel Cusk schaut an einem regnerischen Tag hinter die viktorianischen Türen und Fenster der wohlsituierten Bürger der fiktiven Londoner Vorstadt Arlington Park. Die zentralen Hauptfiguren sind die Frauen, Mitte 30, die sich an ihren Ehemännern, Kleinkindern, ihren Hoffnungen und ihrem alltäglichen Frust abarbeiten. „ So eine Familie war schon ein gefährlicher Ort zum Leben...“ Ob sie im Kampf gegen die Bedeutungslosigkeit nun Juliet, Amanda, Christine oder Maisie heißen, es geht allein ums Besorgen und Besitzen. Schon die egoistischen Kinder mosern herum, wenn die Mütter, um die Form zu wahren, Bettlern etwas Geld geben. Der alltägliche Rassismus, die bürgerliche Engstirnigkeit, das hierarchische Denken und der konservative Dünkel spiegelt sich in vielen Dialogen dieser herrlich, leichthändig geschriebenen Gesellschaftssatire wieder. Viele Sätze und Sprachbilder sind so scharf formuliert, dass man sie einfach nur unterstreichen könnte. „Aber es war so schwer, das Eindringen der Zeit auszuhalten, die sich in sie beide entleerte wie ein Abwasserkanal in einem Fluss, die ihren Müll und Schutt, ihr ganzes Gerümpel auf sie ablud; es war so schwer, von da aus weiterzugehen, von diesem Augenblick in der Abenddämmerung, der doch genügt hätte, von all dem Schönen, ohne es zu zerstören!“ Wie in einem Reigen wandelt die Autorin von Figur zu Figur und schaut in ihre Seelen. Amanda ist klar, dass sie ihrer tödlichen Ordnungsucht und ihrem Putzfimmel entfliehen sollte „in fruchtbarer Richtung von Abenteuer und Kapricen“. Solly ist gefangen im Muttersein und stellt erst ihr Selbstbild in Frage als sie unterschiedlichsten Frauen Unterkunft gewährt. Juliet nähert sich dem „Kernfach Leben“ in ihrem Literaturclub. Arlington Park ist das Symbol für die Ankunft in der gesellschaftlichen Zufriedenheit. In Wahrheit jedoch sinnieren die weiblichen Protagonisten eher über ihr Fremdsein und den einen Schritt daneben, der alles ändern könnte. „ Sie war wie ein Boot im Hafen bei Ebbe, hilflos zur Seite in den Schlamm gedrückt...“ In „Arlington Park“ zeigt Rachel Cusk in ihren psychologischen Nahaufnahmen ein ausgeprägtes Gespür für die Dinge hinter den Dingen. Mit Intelligenz, Witz, genauer Beobachtungsgabe und einer gewissen Distanz zu ihren Figuren lässt sie sich auf eine zeitdiagnostische Zuspitzung ein, die es in sich hat und in der sich der eine oder andere vielleicht wiedererkennen kann. |
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